Flüchtlingsstreik erreicht Witzenhausen
Pressemitteilung 17. Juli 2013
Flüchtlingsstreik erreicht Witzenhausen
Geflüchtete organisieren sich mit UnterstützerInnen in Witzenhausen.
Zweimal wöchentliche Unterschriften werden verweigert.
Informationsveranstaltung am Montag dem 22. Juli um 19 Uhr im Rathaussaal in
Witzenhausen
Seit Ende Juni organisieren sich Geflüchtete im Werra-Meißner-Kreis zusammen mit UnterstützerInnen im Arbeitskreis Asyl (AK Asyl), der sich bisher wöchentlich in Witzenhausen trifft. Ziel ist es auf den menschenverachtende Umgang mit Asylsuchende im Kreis aufmerksam zu machen und die Betroffenen in ihren Anliegen, Aktionen und Forderungen zu unterstützen.
Motiviert von europaweiten Protesten, unter anderem in Berlin, Wien und München, erhoben die Geflüchteten während den Treffen zu verschiedensten Missständen ihre Stimme. Die Wohnsituation sei untragbar: „Wir wohnen in einem dreckigen, alten Haus, zu dritt und viert zusammengepfercht auf wenigen Quadratmetern“, erklärt einer der Geflüchteten aus Witzenhausen die Umstände im Kreis. Ohne Rücksicht auf kulturelle Hintergründe und Traumatisierungserfahrungen birgt diese Enge viel Konfliktpotential. Die Wohnheime liegen zusätzlich an abgelegenen Stellen ohne Anbindung zu relevanten, öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine Isolation von der Restbevölkerung und der totale Perspektivverlust der Betroffenen ist vorprogrammiert.
„Zusätzlich müssen wir bei SozialarbeiterInnen zweimal in der Woche unsere Anwesenheit durch Unterschriften bestätigen. Dafür müssen wir von Freunden, aus der Schule und dem Sprachunterricht extra zurück ins Heim laufen. Wir halten das für eine rassistische Regelung, die uns in unseren Freiheitsrechten einschränkt. Deshalb leisten wir seit einigen Wochen Widerstand, indem wir die Unterschrift verweigern“ erklärt ein Betroffener aus Witzenhausen die erste Aktion der Asylsuchenden. Bei den Unterschriften handelt es sich um eine selten schikanöse Auslegung der geltenden Gesetze durch MitarbeiterInnen des Sozialamtes im Werra-Meißner-Kreis, die in anderen Kreisen des Regierungsbezirks so nicht existiert.Viele der Geflüchteten sind schon seit Jahren mit einem prekären Aufenthaltsstatus im Kreis. Sie haben sich den Schulbesuch erkämpft oder aber mehrmals Lehrstellen angeboten bekommen, die sie auf Grund verweigerter Arbeitserlaubnis durch das Sozialamt nicht annehmen durften. „Das ist doch menschenunwürdig. Viele geben sich und ihr Leben angesichts dieser Umstände einfach auf“, äußert sich einer der Geflüchtete zu der Situation in den Lagern. Bei einer „Lagertour“ am vergangenen Montag zu den Unterkünften im Kreis in Eltmannshausen, Weißenborn und Eichenberg konnten sich Geflüchtete aus der Unterkunft in Witzenhausen und deren UnterstützerInnen über eben diese Zustände ein umfangreiches Bild machen. Hierbei wurden erste Kontakte zu Menschen in den Unterkünften geknüpft und der Grundstein für eine kreisweite Organisierung gelegt.“Wir wollen die gleichen Rechte wie alle anderen BürgerInnen: einen sicheren Status, arbeiten und uns frei bewegen dürfen“, verallgemeinert einer der Betroffenen die Forderungen. Die UnterstützerInnen im AK Asyl bieten den Betroffenen rechtliche und organisatorische Hilfe an um für ihre Rechte einzutreten.
Um die interessierte Öffentlichkeit über die oben beschriebene Lage weiter aufzuklären und gemeinsame Aktionen zu planen, lädt der AK Asyl zu einem Informationsabend am Montag dem 22. Juli um 19 Uhr in den Rathaussaal nach Witzenhausen ein. PolitikerInnen aller im Kreis aktiven Parteien wurden ebenfalls zu diesem Termin eingeladen, um die Forderungen der Geflüchteten auf die lokalpolitische Agenda zu setzen. Welche Entscheidungsträger allerdings zum Informationsabend erscheinen, bleibt abzuwarten. Wir sind gespannt.
Kontakt:
jhc@riseup.net
0160 / 2751664
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